Kategorie
2023 Totes Schätzchen
Lisa Niederreiter
Organe der Heimat
Frankfurt, Monte Verita
375€

Preis inkl. USt.

 

 

2003

Röntgenbild, Analogfotografien, Nahtspur, Leuchtkasten

40 x 50 x 13 cm

 

Bei Kaufinteresse, schicken Sie uns bitte eine Email an kontakt@atelierfankfurt.de

 

Für den Kauf gelten die AGB und Widerrufsbedingungen von AF-SHOP.

 

Kostenfreie Selbstabholung im ATELIERFRANKFURT (nach vorheriger Absprache)

 

Zurück zum TOTES SCHÄTZCHEN SHOP

 

 


 

Lisa Niederreiters künstlerisches Schaffen spiegelt ihre Auseinandersetzung mit Psychoanalyse und Feminismus, mit Erinnern und Infragestellen wider.Entsprechend schuf sie 1997 das „Mumienprojekt“, in dem sie die langjährige therapeutische Arbeit mit AIDS-Kranken verarbeitete. 1999 entstand der „Postwar“-Zyklus, in dem sie der Kindheit der Nachkriegszeit zwischen Verdrängung und Gewalt nachspürte. Typisch dafür ist die „Bleimütze“, die Niederreiter im Stil einer Nachkriegs-Babymütze aus Vorhangband nähte, das Bleikügelchen enthielt. Schließlich folgt die Serie „Groma subkutan“, in der sie sich mit dem Gelände der Frankfurter Großmarkthalle auseinandersetzte, wo sie von 2000 bis 2006 ihr Atelier hatte. Damals waren noch die Gleise sichtbar, von denen die Transporte von Juden in Vernichtungslager abgingen. Es folgten die Zyklen „Organe der Heimat“ und „Bridgeheads/Brückenköpfe“.

 

Niederreiter beschäftigte sich 2002 erstmals mit dem Jäckchen von Agnes Richter und fotografierte es in vielen Detailsichten. So konnte ihre Mutter die gestickten Sütterlin-Texte in allen Einzelheiten entziffern. Neu entdeckt wurde dabei das Wort „schwarzseiden“. Nach der Forschungsarbeit nähte Niederreiter die Detailfotos so zusammen, dass die Texte auf dem Jäckchen lesbar blieben. In einem zweiten Schritt erstellte sie ein dunkelblaues seidenes „Antwortkleid“ und bestickte es mit eigenen Texten. Niederreiter trug das Kleid während des Bestickens der Rockpartien, sodass die Schrift auf dem Kopf steht. Die Texte stellen einen Dialog mit Agnes Richter dar und setzen sich mit deren Psychiatrieerfahrung auseinander.Nach dreimonatiger Stickarbeit und Auseinandersetzung mit dem Schicksal Agnes Richters wird deren Krankenakte gefunden. Auch dieses Ereignis floss in die letzten gestickten Texte auf dem Oberteil des Seidenkleids ein. Zur Finissage der Ausstellung „Irre ist weiblich“ im September 2004 trug Niederreiter das fertige Kleid.2008 entsteht schließlich ein Cape, auf dessen Innenseite Niederreiter Texte von Richter vergrößert nachstickte. Grundlage für das Cape war ein geerbter Persianermantel. Das Cape sollte Schutz und Wertigkeit auf der einen Seite und unbequeme Einengung auf der anderen Seite ausdrücken.