Vier an einer Wand

Julia Roppel

 


 

„Meine Wandbilder schmiegen sich zunächst an die Wand an, gehen auf die Gegebenheiten des Raumes ein, ehe sie anfangen diesen zu bestimmen und zu erobern. Sie setzen sich aus gegenständlichen und ungegenständlichen Bestandteilen gleichermaßen zusammen, die sich zu widersprechen und zu bedingen scheinen. Einen Stuhl zeichne ich dorthin, wo er tatsächlich stehen könnte – auch die Größe stimmt, annähernd.

 

Die Darstellung der Befestigung der Fähnchen endet an einem wirklich vorhandenen Nagel. Fließt die Farbe aus den Fähnchen, oder sind hier einfach freie ungegenständliche Formen angelegt? Größe und Raumverteilung zwischen den Bildelementen stimmen zunächst, aber die Zuordnung irritiert, Innen- und Außenraum kollidieren, fließen ineinander.

 

Es öffnen sich Aspekte von Landschaft, die Palmen erscheinen wie eine Fata Morgana oder erinnern an ein eigenständiges Bild, das an die Wand gepinnt wurde, so wie bei mir tatsächlich eine Wandgestaltung aus Bildern, Zeichnungen und an die Wand gemalten Elementen zusammenwachsen kann. Formal stoßen malerische und zeichnerische Ansätze aufeinander, zurückhaltenden Bleistiftlinien stehen der überbordenden Farbigkeit von Neonelementen gegenüber.

 

Das Spiel mit Gegensätzen und Ergänzungen hat begonnen und ist wie ein Versprechen auf eine neue Raumvorstellung, eine Neudefinition des Gegebenen, die Erweiterung des Möglichen.“

Julia Roppel, 22.07.2020

 


 

Julia Roppel, studierte von 1980-88 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Die Meisterschülerin von Prof. Arwed D. Gorella wurde an der HBK Braunschweig mit dem Preis für Grafik ausgezeichnet, erhielt eine Studienförderung des Landes Niedersachsen und war Stipendiatin der Heussenstamm-Stiftung, Frankfurt am Main. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Atelierhaus 59 Rivoli in Paris, beim 32. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest und in der Ausstellungshalle 1A in Frankfurt am Main ausgestellt. 2020 war sie an der Konzeption und mit eigenen Arbeiten an „Echos – Artist from Tel Aviv and Frankfurt Cooperate“ im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt, im Rahmen der 40jährigen Städte – Partnerschaft von Frankfurt und Tel Aviv beteiligt.