Vier an einer Wand

Sigi am Thor

 


 

„Meine künstlerische Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Malerei und Installation. Beide Bereiche bedingen einander und beeinflussen sich. Papier wird durchlöchert, der Arbeitsprozess in Sekunden festgehalten, wobei dem Titel besondere Bedeutung zukommt. Es entstehen Vorhänge im Raum oder an der Wand, die durchlässig und leicht begehbar sind oder sich verschließen und wie eine Papierwand störend wirken. Der skulpturale Vorhang kann auch aus Maischips bestehen, industriell hergestellt, aber biologisch abbaubar, ein Material, das sich innerhalb einer gewissen Zeit von selbst auflöst und damit das Kunstwerk selbst.
Gerissenes Papier dient als Schablone für die Malerei, der Malprozess bleibt sichtbar und hinterlässt Spuren. Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit einem weit gefassten Naturbegriff, der auch die Natur des Menschen umfasst, der innerhalb eines soziologischen und psychologischen Rahmens agiert, sich im architektonischen Raum bewegt.
In Opposition zu den fragilen, poetischen oder gestischen Spuren und Handlungen steht die Technik, industrielle Fertigung, die Architektur, organisierte Muster, Schablonen und Strukturen, das Ordnen und das Zählen, das Wiederholen.
Diese Elemente finden sich auch in dem hier präsentierten Wandbild. Die eingefügten Strukturen
bilden ein Gegengewicht zu den Naturelementen, sie grenzen sich ab und fügen sich gleichzeitig fast unmerklich ins ästhetische Geschehen ein. Meist kalte eher abweisende Farben und Formen, die geraden direkten Linien der Tapes bilden ein Gegengewicht zur Naturschönheit und bleiben doch Teil in ihrer direkten Prozesshaftigkeit, dem Unperfekten und Unsauberen, dem Tänzelnden gar.“

 

Sigi am Thor, 23.07.2020

 


 

Sigi am Thor, geboren 1970 in Aurich studierte Germanistik und Romanistik an der FU Berlin bevor sie 1993 ein Malerei-Studium an der Kunsthochschule Valencia, Spanien begann. Von 2002 bis 2006 studierte sie Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule bei Prof. Tobias Rehberger und schloss 2006 als Meisterschülerin bei Prof. Ayse Erkmen im Bereich interdisziplinäre Kunst ab. Ihre Arbeiten wurden u.a. beim OpenArtFestival Freiburg, in der AusstellungsHalle 1A, der Galerie Perpetuel und dem Kunstraum Kaost in Frankfurt präsentiert.